100 Jahre Kuhle Wampe

03.09.13

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Vorgeschichte

Schon ein bisschen anmaßend – ein Fest zu feiern mit diesem Motto – wo es den Motorradclub Kuhle Wampe gerade erst einmal seit den Siebziegern gibt. Wir haben es trotzdem gemacht. Denn 1913 wurde am Müggelsee in Berlin eine Zeltplatzkolonie so benannt. Gesucht und gefunden haben wir als Festgelände das Anton-Schmaus-Haus (ASH) in Berlin-Neukölln. Das ASH ist benannt nach einem bekennenden Antifaschisten, der bei der Köpenicker Blutwoche 1933 von der SA schwer verletzt wurde und seinen Verletzungen mit 23 Jahren erlegen ist. Das ASH ist heute ein Jugendfreizeitheim und wird von der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken betrieben. Also politisch nicht allzu weit von uns weg. Dazu mitten in der Stadt, mit U-Bahnanschluss, einem Einkaufszentrum in Laufweite und der Möglichkeit Krach zu machen bis in die Puppen. Zelten, Lagerfeuer, ein festes Haus wenn das Wetter richtig eklig wird und die Garantie, dass unsere Freunde in Grün auch wirklich gleich da sind wenn es Stress gibt, weil die Neonazidumpfbacken schon zweimal versucht haben das Haus abzufackeln. Alles gute Gründe für uns als Kuhle Wampe dort aufzuschlagen und die Party zu veranstalten. Wir fragen die Falken und sie freuen sich, dass wir für ein Wochenende ihr Haus und ihren Platz nutzen wollen.

Nach diversen Vorbereitungen, Besprechungen und hitzigen Clubabenden legen wir in der Woche am Samstag vor dem Treffen erst noch mal einen Subbotnik hin. Ganz nach dem Motto: „Unser Dorf soll schöner werden.“

 

Das Treffen

So und jetzt wird es spannend: Es ist Freitagnachmittag, der Platz ist am Start, Essen und Getränke sind da, das Wetter ist schön – aber wer kommt? Bescheid gesagt haben Wampen aus Hamburg und Aachen, aus Marburg gibt es eine E-Mail, die Leipziger haben ihr Kommen angedroht, Blase hat mich aus Braunschweig angeschrieben – aber sonst? Wie viele werden wir? 30 oder 70? Keine Ahnung. Werden wir schon hinkriegen.

Und dann füllt sich der Platz. Von hier und da trudeln sie ein, bauen Zelte auf, freuen sich einander wieder zu sehen und schon ist die Party am Start. Und dann ist es wie immer – ratschen, Bier trinken, am Lagerfeuer sitzen, Geschichten erzählen und sich freuen, dass Mensch sich wieder sieht.

Alles auf dem Platz ist öko, geraucht wir nur draußen und nicht im Haus, für jede Biowurst gibt es einen ökodynamischen Salat und Bioäpfel. Alles im grünen Bereich.

Für den Samstag ist NATÜRLICH die obligatorische Ausfahrt für ein Motorradtreffen angesagt und von uns auch vorbereitet. Wir wollen vom Anton-Schmaus-Haus zum ursprünglichen Zeltplatz (1913) fahren, uns dort die Gedenktafel anschauen und uns mit der Leiterin des Heimatmuseums unterhalten. Machen wir auch. 35 Moppeds und ein Auto – unangemeldeter Korso durch die Stadt – funktioniert aber irgendwie.

Dort angekommen gibt eine Stunde Heimatkunde für die ganzen Ost- und Westbrötchen um den historischen Hintergrund ein bisschen aufzuklären: Kuhle Wampe, Müggelsee, Arbeiterbewegung, Löhne und Mieten, etc. Nichts was uns fremd ist, aber eben von vor hundert Jahren.

Der Nachmittag ist noch jung, die Stadt ist groß, viel zu sehen gibt es auch und wir entscheiden uns nach Hellersdorf zu fahren. Dort gibt es gerade eine schmutzige Auseinandersetzung um ein Flüchtlingswohnheim, der ansässigen Bevölkerung und der NPD, die versuchen das für ihre Interessen zu instrumentalisieren (Geld für Oma statt für Sinti und Roma).

Da findet gerade ein Straßenfest zur Unterstützung der Flüchtlinge statt. Die Jungs von der grünen Brigade sind auch vor Ort – denen fällt erst einmal der Kiefer tiefer als sie uns mit 35 Moppeds anreiten sehen. Uns sie fragen sich, sind wir die Guten oder die Bösen. Schnell wird klar, wofür Kuhle Wampe steht und wir haben die Reporter und das Fernsehen am Hals. Babsch muss dem RBB ein Interview geben und Johannes – unser Neuzugang – muss sich auf die Bühne stellen und erklären wer und was Kuhle Wampe ist und warum jetzt 40 schwarz gekleidete Motorradfahrer auf dem Straßenfest aufschlagen. Hat geklappt.

 

Abspann:

Die ganze Bande kommt heile wieder am Anton-Schmaus-Haus an und es ist Zeit für die Samstagabend-Party. Essen. Trinken, ums Feuer sitzen, alte Geschichten erzählen – so wie sonst.

Denken wir.

Auf einmal kommt aber noch mal Dynamik rein: Auf Twitter schreibt jemand: Durch das Auftreten von Kuhle Wampe beim Straßenfest zur Unterstützung der Flüchtlinge ist das Fest sicherer geworden.

Wenig später erfahren wir: Der RBB hat einen Beitrag gesendet in der Abendschau – über uns und die Ausfahrt – mit O-Ton von Babsch.

 

Fazit und Schluss:

Anschauen könnt ihr euch das alles auf den diversen Websites, Facebook-Accounts, der Mediathek des RBB oder ihr könnt es euch von uns immer wieder erzählen lassen. Eine geile Aktion und politisch genau das richtige Zeichen!

So muss Kuhle Wampe! Solidarität ist unser Motto!

Herzlichen Dank an alle von Euch, die da waren – und ich kann nur sagen, kommt alle wieder und bringt noch ein paar mit.

 

Heinz

MC Kuhle Wampe Berlin

PS: Wir machen glaube ich noch mal ein Fest bei den Falken in Berlin.

 

——————–schnipp——————-

Berlin, Berlin – Wir fahren nach Berlin!

——————–schnapp——————–