MC Kuhle Wampe bei Protestveranstaltung gegen Wahlkampfauftritt von Alice Weidel in Neu Isenburg
Am 01.02.2025 wollte die hessische AfD ihren Wahlkampfhöhepunkt mit einem Auftritt von Alice Weidel in Neu Isenburg begehen. Wir entschlossen uns recht kurzfristig mit 3 Wampen aus Marburg an der Gegendemo teilzunehmen.
Bei herrlichem Sonnenschein versammelten sich die Protestierenden ab 11 Uhr an verschiedenen Stellen in Neu Isenburg, um in mehreren Demonstrationszügen zur Hugenottenhalle in der Neu Isenburger Stadtmitte zu gelangen. Das Ziel: die Halle sollte so weit wie möglich blockiert werden, um die Veranstaltung der Ekelpakete wenn nicht zu verhindern, so doch erheblich zu verzögern. In „unserem“ Demozug befanden sich ca. 4.000 Menschen was recht ansehnlich war, die Gesamtzahl der Teilnehmenden lag nach Polizeiangaben bei 10.000, laut Veranstaltenden bei 12.000. Erfreulich vielfältig, bunt und kreativ gestalteten die Menschen die Demo. Wir schafften es noch nicht mal in Sichtweite der Halle als die Straße vollkommen verstopft war. Über diesen Weg hatten sicher keine Anhänger*innen der AfD die Möglichkeit zur Halle zu gelangen.
Nach einiger Zeit erfuhren wir über den Demo Ticker, dass an einer anderen Straßenkreuzung noch Menschen fehlten, um diese effektiv zu blockieren. Also sind wir gemeinsam mit einer größeren Gruppe dort hin. Mit ca. 150 Leuten gelang es uns ganz gut die Zufahrt zur Halle zu blockieren. Immer wieder mussten AfD Anhänger*innen die teileweise versuchten mit Gewalt durchzubrechen, aufgehalten werden. Die massenhaft anwesende Polizei verhielt sich überraschend friedlich und ließ uns gewähren, unterstützte uns sogar teilweise indem sie den Ankommenden klarmachte, dass es hier kein Durchkommen für sie geben würde. So konnten wir die Kreuzung eine gute Stunde blockieren und waren recht frohgemut, während wir aus einer extra für uns am Fenster eines gegenüberliegenden Hauses installierten Box mit „Ton, Steine, Scherben“ unterhalten wurden und ein freundlicher Anwohner für Getränke sorgte. Mit der Zeit bröckelte die Menschenmenge ein wenig, einige wollten lieber über Umwege zum Haupteingang der Halle wo deutlich mehr Action geboten wurde. Wir blieben.
Plötzlich pflanzte sich der Oberbulle in der Kreuzungsmitte auf und brüllte (ohne Lautsprecher oder Megafon), dass wir die Kreuzung für Rettungsfahrzeuge frei zu machen hätten, wenn wir das nicht täten, würden sie die Kreuzung räumen. Mittlerweile war das Kräfteverhältnis ungefähr eins zu eins. Wir hatten ca. 100 Bullen im Rücken die direkt nach dieser Ansage ohne weitere Vorwarnung mittels Schubsen und Drängen die Straße räumten. Das Ganze ging unheimlich schnell und wir waren viel zu wenig um dem etwas entgegen zu setzen. Die Straße wurde sehr weiträumig gesperrt, von Rettungsfahrzeugen war keine Rede mehr. Nach wenigen Minuten und einigem hektischen Rumhampeln der Polizei tauchte ein langer Konvoi an Fahrzeugen auf, vorneweg einige Polizeimotorräder, dann diverse Mannschaftswagen und immer wieder dazwischen große noble PKW mit abgedunkelten Scheiben. In einem davon saß wohl Alice Weidel die auf diesem Weg mit gut eineinhalb Stunden Verspätung zur Hugenottenhalle gelangte. Leider hatten wir keine Chance hier irgendwie einzugreifen.
Danach verließen wir die Kreuzung, um uns der großen Blockade an der Halle anzuschließen. Auf dem Weg dorthin ging plötzlich das Fenster eines am Straßenrand parkenden Bullenautos auf, ein offenbar begeisterter Ordnungshüter sprach uns an: „Kuhle Wampe? Euch gibt’s auch noch? Hammer!“ Anscheinend wünschte er sich gemeinsam mit uns in Erinnerung an vergangene Zeiten zu schwelgen. Daran hatten wir allerdings wenig Interesse.
Eine Erkenntnis daraus: wir müssen an unserem Image arbeiten.
Die restliche Demo ging schnell und für uns ereignislos zu Ende. Ein bisschen stolz konnten wir sagen, dass wir unseren kleinen Teil dazu beitragen konnten, die Wahlkampfveranstaltung der AfD um gut eine Stunde zu verzögern.
Babsch, MC Kuhle Wampe Marburg