“Vacca Volante”

07.09.11

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Angefangen hat alles 1990 mit einem Artikel im englischen Motorradmagazin “Back Street Heros”. Da hatte sich ein “Dog” aus Ipswich einen BMW Cafe Racer gebaut. So ein radikales, puristisches Motorrad hatte ich noch nie gesehen. “So was will ich auch haben” dachte ich mir. Zwanzig Jahre später war es soweit. Aber dazwischen lagen zwei Umzüge mit einem zerlegten Motorrad und Einiges zu tun…

 

1998 dachte ich mir, dass es soweit sei, meine BMW R69S zu zerlegen, neu zu lackieren und einiges zu überholen. In der Zwischenzeit brauchte ich was zum Fahren und da kam mir eine R75/6 zum günstigen Tarif gerade recht. Der Vorbesitzer hatte das Mopped auf R100RS Motor, Getriebe und Endantrieb umgebaut, sodass das Teil ganz gut lief.

 

Etwa ein Jahr war ich damit unterwegs, bis mir ein Lieferwagen die Vorfahrt nahm. Dabei wurde das Mopped nur leicht beschädigt, aber die Versicherung spuckte incl. Schmerzensgeld ein paar Ocken aus, sodass ich mir Gedanken über einen Umbau machen konnte. Zuerst wurde das Mopped komplett zerlegt. Weiter ging es mit dem Kürzen der Sitzbank, die im Original einfach scheiße, weil zu lang, aussieht. Sie wurde von einem Sattler mit Leder bezogen. Dann wurde alles schwarz lackiert. Blöderweise hatte ich damals nur eine Airbrush-pistole aus einer Entrümpelung zur Verfügung. Das ist so ähnlich, als wenn man mit einer Zahnbürste ein Hochhaus streichen will. Anständig verlaufende Lackschichten sind damit kaum hinzukriegen. Bei dem Lack hatte ich auch am falschen Ende gespart, wie mir heute klar ist. Daher ist die Lackierung eher suboptimal und wird zu gegebener Zeit sicher noch überarbeitet.

 

Beim weiteren Zusammenbau wurde kein Teil angebaut, dessen unbedingte Notwendigkeit nicht erwiesen war. Auf Anlasser, Luftfilter und die zugehörigen Deckel verzichtete ich ebenso wie auf Seitendeckel, Batteriehalterung, Aufbockhilfe, Sitzbankschloss etc.
… Das Verschweißen dieser Konstruktion brachte mich an den Rand des Wahnsinns: Die örtlichen professionellen Schweißkünstler hatten entweder keinen Bock oder wollten Geld haben, als wenn ich Dagobert Duck wäre. …
… Die Vergaser bekamen ein Paar offene Trichter verpasst. …
… Der Sound erinnert ein bisschen an 60er Jahre Seitenwagen-WM. …
… Eigentlich wollte ich die originale Lampe benutzen … .
… Nachdem ich einen Minimalkabelbaum gebastelt hatte, war das Mopped im Herbst 2010 fertig. Die erste Fahrt war gewöhnungsbedürftig. Ich hatte keine Erfahrung mit Stummellenkern und zurückverlegten Fußrasten. Nach fünf Minuten dachte ich mir: “Das hältst du keine halbe Stunde aus.” Aber nach ein bis zwei Stunden rumfahren fand ich dann immer neue Umwege nach Hause… .

 

Der Umbau ist eine absolute Lowbudget Aktion, ohne viel Geld, nicht aus prinzipiellen Gründen, sondern weil keines vorhanden war (frei nach Erich Mühsam). Mit dem Kaufpreis lagen die gesamten Kosten bei unter 3000 Euro. Man kann ohne Mühe sehr viel mehr Geld in so ein Mopped investieren, was